UNSER StartPORTFOLIO

Um die Bankbilanz von notleidenden Krediten zu entlasten, hat die Hamburg Commercial Bank AG (ehemals HSH Nordbank AG) mit Ablauf des 30. Juni 2016 ein Portfolio von notleidenden Schiffskrediten an die portfoliomanagement wirtschaftlich übertragen. Die ursprüngliche Forderungshöhe („Exposure at Default“, EaD) zum Stichtag 31. Dezember 2015 betrug rund fünf Milliarden Euro. Nach Restrukturierungen und Anpassungen des Portfolios wurde ein EaD von rund 4,1 Milliarden Euro übertragen. Der Kaufpreis betrug rund 2,4 Milliarden Euro. Dieser Wert war von der Europäischen Kommission als beihilferechtlich maximal zulässiger Kaufpreis festgelegt worden.

Zusammensetzung des StartPortfolios

Das übernommene Portfolio („Startportfolio“) bestand aus 590 Kreditverträgen mit 193 Kreditnehmern. Finanziert wurden damit 256 Schiffe (zum Stichtag 31. Dezember 2015), die als Sicherheit dienen. Zum Übertragungszeitpunkt sind davon 253 Schiffe als Sicherheiten auf die portfoliomanagement übertragen worden. Die drei übrigen Schiffe fielen durch Verkauf oder Umgliederung aus dem Portfolio. Dabei handelt es sich zu ca. zwei Drittel um Containerschiffe sowie Tanker, Bulker und zu einem kleineren Teil um sonstige Schiffstypen. Durch den fortlaufenden Abbau des Portfolios reduziert sich sukzessive die Anzahl der Schiffe im Portfolio. In der nachfolgenden Übersicht findet sich eine Klassifizierung des Startportfolios.

Den überwiegenden Anteil an Schiffssicherheiten machen 158 Containerschiffe mit 62 Prozent aus, gefolgt von 46 Tanker (18 Prozent) und 24 Bulker (10 Prozent). Schließlich beinhaltet das Portfolio mit insgesamt 10 Prozent der Schiffssicherheiten noch 25 MPP (Multipurpose) und General Cargo Vessels.

Überblick über die Schifffahrtsmärkte 2021

Die Corona-Pandemie (COVID-19-Pandemie) war auch im Jahr 2021 das beherrschende Thema für die globale Handelsschifffahrt. Insgesamt haben sich Charterraten und Secondhandpreise 2021 stark verbessert, wobei sich in den verschiedenen Segmenten unterschiedliche Entwicklungen zeigten. Die Charterraten und Secondhandpreise von Containerschiffen erreichten Rekordniveaus und auch der Bulkermarkt konnte sich deutlich verbessern, der Tankermarkt dagegen stand weiter unter Druck.
Der Containermarkt hatte im Geschäftsjahr 2021 weiterhin die größte Bedeutung für die portfoliomanagement.
Zum Jahresende 2020 entfielen auf dieses Segment mit 772 Mio. Euro finanziertem Volumen rund 77,8 % des gesamten Kreditportfolios in Höhe von 992 Mio. Euro. Demgegenüber waren die Anteile der Marktsegmente Tankermarkt (90 Mio. Euro bzw. rund 9,1 %) und Bulkermarkt (81 Mio. Euro bzw. rund 8,2 %) von vergleichsweise geringerer Bedeutung.

Unser Geschäftsverlauf in 2021

  • DIE ANZAHL DER SCHIFFSSICHERHEITEN HAT SICH UM 70 SCHIFFE AUF 74 SCHIFFE REDUZIERT

  • ABBAU DES KREDITPORTFOLIOS UM 999 MIO. EURO DURCH TILGUNGEN UND ERLÖSE AUS SCHIFFVERWERTUNGEN

Die Geschäftstätigkeit der portfoliomanagement war im Geschäftsjahr 2021 vom Management des Kreditportfolios und dessen Wertentwicklung geprägt. Ab dem 3. Quartal 2020 setzte eine im Jahresverlauf 2021 deutliche Erholung in der Containerschifffahrt mit Rekordniveaus von Fracht- und Charterraten sowie Secondhandpreisen, aber auch eine sehr positive Entwicklung im Bulkermarkt ein. Diese Entwicklungen nutzte die portfoliomanagement insbesondere in den letzten drei Quartalen des Jahres 2021, um sowohl das Forderungsvolumen als auch die Anzahl der Schiffssicherheiten deutlich abzubauen. Im vierten Quartal 2021 entschied die portfoliomanagement auf Basis dieser guten Marktniveaus, den weit überwiegenden Teil des restlichen noch im Bestand befindlichen Kreditportfolios (nachfolgend „Blue Water-Portfolio“) im Rahmen eines nach wettbewerblichen, nichtdiskriminierenden und transparenten Grundsätzen durchgeführten Ausschreibungsverfahrens Investoren anzubieten. Seit dem vierten Quartal 2021 wurde unter Einsatz erheblicher finanzieller Ressourcen an der Umsetzung des Verkaufsprozesses gearbeitet, der mit Unterzeichnung des Kaufvertrags am 21. Februar 2022 einen sehr wichtigen Meilenstein erreichte.
Der Geschäftsverlauf der portfoliomanagement wurde im abgelaufenen Geschäftsjahr weiterhin stark von den Auswirkungen der Corona-Pandemie beeinflusst. In diesem Kontext wurden die Auswirkungen der Unsicherheiten im Marktumfeld auf die Kreditbestände der portfoliomanagement verfolgt. Insbesondere wurden die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Marktwerte und die Charterraten der Schiffe und die jeweilige Risikovorsorge laufend analysiert. Während im Vorjahr negative konjunkturelle und branchenbezogene Entwicklungen überwogen, die hohe Nettozuführungen zu Risikovorsorge erforderten, führten die verbesserten Rahmenbedingungen im Jahr 2021 zu sehr deutlichen Wertaufholungen im Kreditportfolio und sehr signifikanten Ertragsrealisierungen bei Forderungsabgängen. Zudem wurde die Fähigkeit der Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer zur Bedienung der Kredite infolge deutlich gestiegener Charterraten in vielen Fällen stark begünstigt, mit außerordentlich positivem Einfluss auf die Zinserträge der portfoliomanagement.

Die portfoliomanagement weist im Jahr 2021 ein Ergebnis vor Risikovorsorge und Fremdwährungsumrechnung in Höhe von 47,6 Mio. Euro (Vorjahr: 9,8 Mio. Euro) aus. Maßgeblich hierfür waren im Wesentlichen ein außerordentlich gestiegenes Zins- und Provisionsergebnis von zusammen 61,4 Mio. Euro (Vorjahr: 26,7 Mio. Euro), denen stark reduzierte allgemeine Verwaltungsaufwendungen von 14,9 Mio. Euro (Vorjahr: 18,4 Mio. Euro) gegenüberstanden. Im abgelaufenen Jahr ist das Nettoergebnis aus Risikovorsorge – insbesondere aufgrund hoher Auflösungen von Wertberichtigungen und signifikanter realisierter Erfolge im Zusammenhang mit der Rückführung von Forderungen – mit 533,5 Mio. Euro (Vorjahr: -243,6 Mio. Euro) außerordentlich gestiegen. Zusammen mit einem nahezu ausgeglichenen Ergebnis aus der Fremdwährungsumrechnung von 0,0 Mio. Euro (Vorjahr: -0,8 Mio. Euro) sowie erstmalig angefallenen Ertragsteuern von 20,1 Mio. Euro resultiert hieraus insgesamt ein außerordentlich hoher Jahresüberschuss von 561,0 Mio. Euro (Vorjahr: Jahresfehlbetrag von 234,6 Mio. Euro).

 

Hier finden Sie die am häufigsten gestellten Fragen.

Was ist ein „Exposure at Default“, EaD?

Das Exposure at Default (kurz: EaD) beziffert zum Zeitpunkt des Ausfalls eines Kreditnehmers die Höhe der bestehenden Kreditforderungen. Ein Kreditnehmer gilt als ausgefallen, wenn er mehr als 90 Tage mit seinen Leistungen für Zins und/oder Tilgungen im Verzug ist.

 

Wirken sich Schwankungen des US-Dollar-Wechselkurses auf den Erfolg der portfoliomanagement aus?

Für die portfoliomanagement besteht kein direktes Währungsrisiko, da das übernommene Portfolio währungskongruent refinanziert wurde und somit keine langfristig offenen Devisenpositionen bestehen. Ein Großteil der verwalteten Schiffskredite dotiert in US-Dollar, die portfoliomanagment bilanziert in Euro. Eine US-Dollar-Aufwertung erhöht somit das bilanziell ausstehende Forderungsvolumen. Analog dazu reduziert eine Abwertung des US-Dollars das Forderungsvolumen.

Wurde der Rahmen der Portfolioübertragung seitens der Hamburg Commercial Bank AG (ehemals HSH Nordbank AG) voll ausgeschöpft?

Die Hamburg Commercial Bank AG (ehemals HSH Nordbank AG) hat den von der Europäischen Kommission eingeräumten Rahmen zur Portfolioübertragung noch nicht voll ausgenutzt. Sie könnte zu einem späteren Zeitpunkt ein weiteres Teilportfolio mit einem Forderungsvolumen von bis zu rund 1,2 Milliarden Euro (bezogen auf das EAD zum 31. Dezember 2015) übertragen. Dessen Marktwert müsste dann gesondert ermittelt werden, da die von der Europäischen Kommission ermittelten Ü̈bertragungswerte seit Ablauf des 31. August 2016 nicht mehr maßgeblich sind.

Wie wurde der Marktwert des Portfolios bestimmt?

Unter haushaltsrechtlichen Gesichtspunkten beauftragten die Länder Schleswig-Holstein und Hamburg einen eigenen Wirtschaftsprüfer. Dieser hatte zu prüfen, ob der Marktwert des Kreditportfolios auf Basis der von der Hamburg Commercial Bank AG (ehemals HSH Nordbank AG) zur Verfügung gestellten Dokumente zum 30. Juni 2016 mindestens auf der Höhe des Wertes von 2.426.724.041,42 Euro lag, der sich auf der Grundlage der von der Europäischen Kommission festgestellten Werte ergab. Mit Datum vom 30. Juni 2016 teilte der Wirtschaftsprüfer mit: „Nach unserer Beurteilung aufgrund der bei der Prüfung gewonnenen Erkenntnisse liegt der Marktwert des Kreditportfolios zum 30. Juni 2016 auf Basis der uns im Datenraum von der Hamburg Commercial Bank AG (ehemals HSH Nordbank AG) zur Verfügung gestellten Dokumente mindestens auf der Höhe des Wertes von 2.426.724.041,42 Euro, der sich auf der Grundlage der von der Europäischen Kommission festgestellten Werte ergibt.“ Dadurch war die Transaktion sowohl unter beihilferechtlichen als auch unter haushalterischen Gesichtspunkten rechtmäßig.

Was ist ein Feeder /Feedermax Containerschiff?

Feeder und Feedermax sind kleinere Schiffe. Sie dienen als Zulieferer und Verteiler von Containern und Autos für große Seeschiffe und Seehäfen, wenn die Routen für große Schiffe nicht möglich oder unökonomisch sind.

Was ist ein Handy /Handymax Containerschiff?

Handy und Handymax sind kleinere Containerschiffe mit geringerem Tiefgang. Sie sind geeignet für kleinere Häfen, die nicht von größeren Containerschiffen angesteuert werden können.

Was ist ein Panamax /Sub-Panamax Containerschiff?

Sub-Panamax und Panamax sind mittelgroße Containerschiffe, die den Panamakanal bereits vor dessen Erweiterung passieren konnten. Post-Panamax und Super-Post-Panamax machen die zweitgrößte Containerschiff-Klasse zum Transport großer Mengen von Containern aus und können nur wenige große Häfen ansteuern.

Was sind Crude Oil Tanker/Chemical Tanker/Product Tanker?

Crude Oil Tanker sind größere Tanker, die hauptsächlich zum Transport von unraffiniertem Rohöl, z.B. von Bohrinseln zu Raffinerien, genutzt werden. Product/Chemical Tanker sind größere Tanker, die zum Transport verschiedener flüssiger Chemikalien und anderer sensitiver Produkte, wie z.B. Palmöl, verwendet werden. Product Tanker sind kleinere Tanker, unter anderem zum Transport von höherwertigen Produkten (Diesel, Heizöl etc.) von Raffinerien zu konsumentennahen Häfen.

Was ist ein Bulk Carrier/Open Hatch Carrier?

Bulk Carrier dienen als Massengutfrachter zum Transport von losen (nicht-flüssigen) Massengütern wie z.B. Erz, Kohle, Getreide etc. Open Hatch Carrier sind spezielle, nach oben offene Formen der Massengutfrachter zum Transport von Massengütern sowie Containern. Der offene Bau erleichtert die Be- und Entladung bestimmter Güter.

Was ist ein Multipurpose /General Cargo Vessel Containerschiffe?

MPP (Multipurpose) sind Mehrzweckschiffe zum Transport unterschiedlichster Güter oder auch als Arbeitsschiff nutzbar. Sie verfügen oft über eigenes Ladegeschirr. General Cargo Vessel sind Stückgutfrachter zum Transport verschiedenster Güter wie z.B. Chemikalien, Lebensmittel, Maschinen, Kleidung etc.

Wie hoch ist das Durchschnittsalter der Schiffe?

Das Durchschnittsalter der Schiffe im Startportfolio betrug 9,3 Jahre. Durch den Abbau des Portfolios unterliegt das Durchschnittsalter einer stetigen Veränderung.